Das Kräuterjahr

von Britta Quebbemann, erschienen in Karfunkel ABC der Heilkräuter 2014

 

Januar

 

Wenn es draußen stürmt und schneit, ruht der Garten. Früher hat man derweil das Arbeitsgerät wieder instand gesetzt und die Kleidung geflickt. Der Montag nach dem Dreikönigstag wurde auch "Pflugtag" genannt. An diesem Tag räumte die Familie Haus, Scheune und Stall auf. Das kann auch heute nicht schaden. Spaten, Harken, Hacken, Sensen, Sicheln, Scheren, Schaufeln und andere Geräte müssen gründlich von Erde befreit werden. Man kann die Erde zuerst abkratzen und das Werkzeug dann mit einer Bürste und Wasser reinigen. Rost wird mit einer Stahlbürste oder Stahlwolle entfernt. Gartenscheren werden sorgfältig von Pflanzensäften gereinigt. Dafür kann man Schleifpapier verwenden. Scheren, Messer und Spaten können mit einem nassen Schleifstein oder einer Handfeile geschärft werden. Alle Metallteile sollte man außerdem zum Schutz vor Rost einfetten oder einölen.

 

Für den Kräuter- und Gemüsegarten kann man die Zeit nutzen, um das Saatgut zu kontrollieren und schon erste Keimproben zu machen. Dazu wird ein Stück feuchtes Küchenpapier oder Watte auf einen Teller gelegt, darauf kommen zehn Samen, die man mit Küchenfolie abdeckt. Die Keimprobe muss immer feucht gehalten werden und an einem warmen Ort (zwischen 18 und 22 Grad) stehen. Außerdem muss man beachten, ob es sich um Samen von Licht- oder Dunkelkeimern handelt und sie entsprechend abdecken oder am Licht lassen. Wenn nach der üblichen Keimdauer weniger als 30 % der Samen gekeimt sind, sollte man vielleicht besser neues Saatgut kaufen. Ideal ist es, wenn neun von zehn Samen aufgegangen sind.

 

Im Garten sollten Bäume vom Schnee befreit werden. Bei starkem Frost ist es besser, das Wintergemüse mit Vlies abzudecken. Kohl und Lauch sollten außerdem nicht in gefrorenem Zustand geerntet werden.

 

Der Januar ist auch die Zeit, in der man schon einmal ein neues Hochbeet aufstellen kann. Das lieben Kräuter besonders. Und der Gärtner kann einen Plan für den Garten anlegen. Bei einem Kräutergarten ist es wichtig, zu überlegen, welche Pflanzen gut miteinander harmonieren und welches Kraut welchen Standort bevorzugt. Die meisten Kräuter mögen sonnige Plätze. Zu ihnen gehören neben vielen anderen Salbei, Oregano, Schnittlauch, Rosmarin und Basilikum. Nur einige Kräuter wie Pfefferminz, Brennnessel, Fenchel, Kamille und Bärlauch sind auch mit halbschattigen Standorten zufrieden.

 

 

 

Februar

 

Im Februar wird es langsam wieder heller und mit etwas Glück zeigt sich schon ein Hauch von Frühling. Man kann nun damit beginnen, Tomaten, Paprika oder Basilikum auf der Fensterbank vorzuziehen. Dazu braucht man Saatgut, Anzuchtsubstrat, flache Schalen oder Töpfe und Folie oder Glasplatten zum Abdecken. Die fein gesiebte Erde füllt man in die Schalen und Töpfe und gibt die Samen hinein. Dunkelkeimer (wie z. B. Tomate) müssen leicht mit Erde bedeckt sein, Lichtkeimer (wie z. B. Basilikum) dürfen nur vorsichtig in die Erde gedrückt werden. Das ganze deckt man dann mit einer Folie ab, die etwas Spielraum haben muss und stellt das kleine "Gewächshaus" an einen hellen, warmen Platz. Dort hält man es gut feucht und lüftet es regelmäßig, sobald kleine Pflänzchen erkennbar sind. Wenn es zu sonnig ist, sollte man es mit einer Zeitung beschatten.

 

Gärtner haben auch draußen schon einiges zu tun. Obstbäume können zurückgeschnitten werden. Der Kompost kann umgesetzt und gesiebt werden, damit man im Frühling gute Erde zur Verfügung hat. In günstigen Lagen und milderen Wintern kann man auch jetzt schon mit der Bodenbearbeitung beginnen. Man sollte den Boden mit einem Spaten umgraben oder mit einem Sauzahn oder Kultivator lockern. Letzteres hat den Vorteil, dass man die Bodenschichten nicht durcheinander bringt. Größere Steine sollte man aus dem Beet nehmen. Außerdem kann Kompost, Mist oder Hornspäne untergearbeitet werden. Der Dünger versorgt den Boden mit Nährstoffen. Kräuter bevorzugen allerdings meist magere Böden. Sollte der PH-Wert zu sauer sein, ist die Gabe von Kalk zu empfehlen.

 

 

 

März

 

Im März, wenn der Bauer früher die Pferde anspannte, um die Felder zu pflügen, beginnt die große Zeit des Gartens. Spätestens jetzt muss der Boden vorbereitet, gelockert und mit einer Harke geglättet werden. Es wächst auch schon erstes Unkraut, das man entfernen muss, wenn es nicht alles überwuchern soll. Die letzten Wintergemüse wie Grünkohl oder Rosenkohl können noch geerntet werden, die Petersilie vom letzten Jahr tut auch noch ihren Dienst. Wenn man ein Beet mit Gründünger versehen will, kann man ihn jetzt oder im April aussäen. Am besten für einen Hausgarten geeignet sind Wicke, Lupine, Erbse, Ackerbohne oder Klee. Sie verhindern die Ansiedlung von Unkraut, verbessern die Bodenbedingungen und können später untergegraben werden.

 

Gesunde robustere Gemüsesorten können in milden Wintern oder lieblicheren Gegenden ebenfalls schon im Freiland ausgesät werden. Dazu lockert man die Erde mit einer Harke noch einmal flach, zieht danach mit einem Rechen Reihen, die etwa 2-5 cm tief sind und einen Abstand von 20-25 cm haben. In die Vertiefung streut man die Samen möglichst gleichmäßig und zieht dann mit einer Harke oder einem Rechen vorsichtig Erde über die Reihen. Die Saatreihen sollte man mit einem Etikett oder den Samentütchen markieren, damit man später noch weiß, was hier wächst. Bei trockener Witterung muss das Beet feucht gehalten werden. Bei anhaltendem Regen oder plötzlichen Kälteeinbrüchen sollten die jungen Pflanzen am besten mit Vlies oder einem Pflanztunnel vorsichtig abgedeckt werden. Für die frühe Direktaussaat sind Erbsen, verschiedene Kohlarten, Petersilie, Rettich, Mangold, Pastinaken und dicke Bohnen geeignet. Weiterhin kann man auch schon Beerensträucher und Obstbäume im Freiland pflanzen.

 

Empfindlichere Kräuter wie Kerbel, Oregano, Thymian, Zitronenmelisse oder Blumen wie Kapuzinerkresse können jetzt gut im Haus vorgezogen werden. Wie man das macht, ist unter "Februar" erklärt.

 

 

 

April

 

Im April geht es so richtig los im Kräutergarten. Wenn man ein neues Beet anlegen möchte, sollte man es gut vorbereiten. Ideal ist trockener Kalkboden, den man erst mal gut lockern sollte. Wenn der Boden zu lehmig oder zu humös ist, kann man Kalk und Sand einarbeiten oder gleich ein Hochbeet mit der idealen Mischung aus Humus, Sand und Kalk anlegen. Über diese Grundschicht kommen noch mal 2-5 cm Kompost, der natürlich fein gesiebt sein sollte. Der Standort sollte unbedingt sonnig sein. Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, steht der Anlage des Kräutergartens nichts mehr im Weg. Im Grunde sind Kräuter ziemlich robust. Mehrjährige Pflanzen wie Minze, Melisse, Salbei, Lavendel oder Thymian kann man in einer Gärtnerei oder auf dem Markt kaufen und in den Kräutergarten pflanzen. Den Topfballen sollte man vorher ins Wasser drücken, so dass er gut durchfeuchtet ist. Dann gräbt man ein kleines Loch, setzt die Pflanze ein, drückt Erde und Ballen aneinander und gießt das kleine Kraut noch einmal an. So sollte es dann eigentlich gedeihen. Es ist sehr wichtig, dass man für das jeweilige Heil- oder Küchenkraut den richtigen Standort wählt. Bevor man pflanzt, sollte man sich also fragen, ob die Pflanze es sonnig oder halbschattig braucht, ob der Boden nährstoffreich oder mager, lehmig oder sandig, trocken oder feucht sein sollte. Kalkreiche Böden mögen Bärlauch, Bohnenkraut, Borretsch, Estragon, Fenchel, Kümmel, Lavendel, Majoran, Petersilie, Pfefferminze, Portulak, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Weinraute, Wermut und Ysop.

 

Wenn man die Kräuter in Töpfen auf dem Balkon halten möchte, sollte man unten eine Drainageschicht aus Kies einarbeiten, denn Staunässe vertragen Kräuter, die oft aus dem Mittelmeerraum kommen, überhaupt nicht. Prinzipiell sind sie aber auch gut für die Topfhaltung geeignet.

 

Im April kann man viele Kräuter schon direkt im Freiland aussäen, jedenfalls wenn nicht mehr mit Nachtfrösten zu rechnen ist. Lichtkeimer wie Basilikum, Bohnenkraut, Kresse, Kümmel, Thymian, Kerbel und Dill streut man dazu einfach nur in die vorbereitete Rinne (siehe März). Dunkelkeimersamen wie Borretsch und Koreander müssen mit etwas Erde bedeckt werden.

 

Außerdem ist es nun an der Zeit, die Kräuter vom letzten Jahr zurückzuscheiden, ehe sie austreiben. Lavendel, Rosmarin und Salbei würden sonst zu sehr verholzen und verkahlen. Lavendel, Thymian und Salbei schneidet man ein- bis zwei Handbreiten über dem Boden ab, bei Rosmarin sind nur die Spitzen zu schneiden. Die trockenen Triebe des Vorjahres bei der Melisse werden ganz abgeschnitten, die Pflanzen treiben von unten neu aus. Bei frostempfindlichen Pflanzen wie Salbei oder Thymian sollte man mit dem Schneiden warten, bis sicher kein Frost mehr zu erwarten ist.

 

Die Märzaussaaten können nun schon vereinzelt in kleine Töpfe gepflanzt werden. Der April ist auch immer noch dafür geeignet, Obstbäume und Beerensträucher zu pflanzen.

 

 

 

Mai

 

Im Mai wächst es im Garten schon kräftig, leider auch das Unkraut, das man von nun an immer wieder jäten muss. Die Eisheiligen vom 11. bis zum 15. Mai sind einer der wichtigsten Termine in der Gärtnerei. Nach ihnen ist in Deutschland normalerweise nicht mehr mit Frost zu rechnen und daher können nun auch empfindlichere Pflanzen ins Beet gepflanzt oder ausgesät werden. Möhren, Salat, Rettich, Radieschen, Rote Beete, Kohlrabi, Lauch, Pastinaken, Fenchel, Bohnen, Dill und Bohnenkraut können den ganzen Monat über gesät werden, Erbsen in der ersten Hälfte. Kohl, Sellerie, Lauch und Fenchel, die man vorgezogen oder in der Gemüsegärtnerei gekauft hat, können ausgepflanzt werden. Nach den Eisheiligen können auch Gurken, Kürbisse, Tomaten und Paprika ins Freiland. Beerensträucher und Neuanpflanzungen müssen bei Trockenheit regelmäßig gegossen werden. Es drohen auch schon allerlei Schädlinge. Schnecken muss man absammeln, sie fressen sonst besonders gern frisch sprießende Kräuter oder Gemüse. Blattläuse können auch schon auftreten. In leichteren Fällen kann man sie mit Seifenlauge bekämpfen, sonst kann Brennnesseljauche oder Neemlösung helfen. Brennnesseljauche ist zudem gut zur Düngung geeignet. Um sie herzustellen, zerkleinert man die Brennnesseln und fügt sie in einen großen Bottich mit Wasser, am besten Regenwasser, den man mit einem Deckel verschließt. Zwischen Deckel und Wasser sollten mindestens 10 cm frei bleiben. Ab und zu muss die Jauche umgerührt werden. Nach zwei bis drei Wochen ist sie vergoren und kann als Düngemittel oder zur Schädlingsbekämpfung verwendet werden. Achtung: Die Brühe stinkt ziemlich kräftig. Bevor man sie anwendet, sollte man sie wieder verdünnen. Für Jungpflanzen sollte ein Teil Jauche auf 100 Teile Wasser kommen, bei großen Pflanzen können es 1 Teil Jauche auf 50 Teile Wasser sein.

 

Auch einige Pflanzen wie z. B. Lavendel können Blattläuse vertreiben. Nützlich sind außerdem Marienkäferlarven, Ohrwürmer, Florfliegenlarven und natürlich Vögel. Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, die Ansiedlung dieser Nützlinge im Garten durch Nistkästen und Unterschlupfe zu fördern.

 

Mit etwas Glück kann man erste Kräuter wie Schnittlauch ernten und auch der Rhabarber ist nun bereit, gepflückt zu werden.

 

 

 

Juni

 

Der Juni war früher in der Landwirtschaft der Monat der Heuernte - und ist es noch. Wenn man also Heu braucht, kann man es nun mähen. Das Unkraut im Kräuter- und Gemüsegarten sollte unbedingt entfernt werden, bevor es blüht, denn sonst sät es sich selbst aus. Was bei Unkraut unerwünscht ist, kann bei anderen Pflanzen um so erfreulicher sein. Auch Kräuter wie Löwenzahn oder Blumen wie Vergissmeinnicht vermehren sich selbst. Man sollte also unterscheiden, was man wachsen lassen möchte und was nicht. Der Garten muss regelmäßig gejätet, der Boden vorsichtig gelockert werden. Bei Trockenheit muss man den ganzen Sommer über gießen. Das ist ganz wichtig und darf niemals vergessen werden.

 

Der Juni ist auch der richtige Monat, um Gemüse in Mischkultur anzubauen. Der Vorteil an einer Mischkultur ist, dass sich die Pflanzen, wenn man sie richtig auswählt, gegenseitig im Wuchs begünstigen. Sehr oft sind das gerade Kombinationen aus Gemüse und Kräutern. Möhren passen zu Zwiebeln, Lauch, Schnittlauch oder Salat, Buschbohnen zu Roter Beete und Bohnenkraut, Sellerie zu Lauch, Gurken zu Dill, Salat zu Radieschen und Kohlrabi, Borretsch zu Kohl und Gurken, Basilikum zu Gurken und Tomaten, Knoblauch zwischen Erdbeeren, Pfefferminz unter Beerensträucher, Ringelblume zu Lauch und Zwiebeln zu Petersilie. Besonders ungünstig wirken sich Erbsen und Bohnen, Fenchel und Tomaten oder Kohl und Zwiebeln aufeinander aus. Sie sollten also keine direkten Nachbarn sein. Bei einer Mischkultur ist es außerdem sinnvoll, die Fruchtfolge von Jahr zu Jahr zu verändern. Zuerst sollten Starkzehrer wie Kohl, Kartoffel, Gurke, Lauch und Kürbis angebaut werden, im nächsten Jahr können Mittelzehrer wie Zwiebeln, Möhren, Rote Beete, Salat und Fenchel auf demselben Beet stehen, im dritten Jahr ist es dann noch für Schwachzeher wie Erbsen, Bohnen und Kräuter geeignet. Im vierten Jahr beginnt man wieder von vorn.

 

Im Juni können noch einmal Bohnen, Gurken, Salat, Kohl und Radieschen ausgesät werden und es ist eine gute Zeit um Kräuter zu pflanzen.

 

Erdbeeren, Rhabarber und Holunderblüten sind reif zur Ernte. Von vielen Kräutern wie Petersilie, Schnittlauch, Melisse und Rosmarin können Teile oder die Spitzen zum Würzen geerntet werden, dabei sollte man aber darauf achten, dass man nicht zu viel auf einmal mit einer Schere oder einem Messer abschneidet.

 

 

 

Juli

 

Im Juli beginnt die richtige Erntezeit. Erste Möhren, Rote Beete, Mangold, Erbsen und einige Beeren sind reif und es ist eine sehr gute Zeit, um Kräuter zu ernten. Estragon, Majoran, Bohnenkraut, Basilikum, Oregano, Zitronenmelisse, Minze und Lavendel und viele andere Kräuter haben jetzt ihre höchste Würzkraft und enthalten die meisten Wirkstoffe. Thymian oder Salbei sollten kurz vor der Blüte geerntet werden, Oregano und Bohnenkraut während sie blühen. Aus getrockneten Lavendelblüten kann man später Kissen, die beim Einschlafen helfen oder kleine Stoffsäckchen, die Motten von Kleidung fernhalten und gut riechen, anfertigen. Ideal für die Ernte ist ein sonniger Vormittag, sobald der Tau abgetrocknet ist, aber auf jeden Fall vor der Mittagshitze. Man sollte die Kräuter dann mit einem scharfen Messer oder einer Schere abschneiden und kann sie, nachdem man sie vorsichtig durch Schütteln oder unter fließendem Wasser gereinigt hat, trocknen oder einfrieren. Die kompletten Triebe können zu Sträußen gebunden werden und sollten dann kopfüber aufgehängt an einem luftigen, schattigen, warmen Ort trocknen oder alternativ auf einem Sieb ausgelegt werden.

 

Im Juli kann man auch schon Kopfstecklinge von Kräutern machen. Das geht noch bis etwa Ende September, aber je eher man beginnt, um so kräftiger sind die kleinen Pflanzen bis zum Herbst. Es funktioniert natürlich nur mit mehrjährigen Kräutern. Man sucht sich besonders schöne Exemplare aus und schneidet mit einem scharfen Messer oder einer scharfen Schere ein blütenloses Stück mit vier bis acht Blättern ab. Die unteren zwei bis drei Blätter entfernt man und stellt die Stecklinge entweder in täglich zu wechselndes Wasser, wo sie oft problemlos bewurzeln oder man steckt sie in Anzuchtsubstrat - daher der Begriff Stecklinge. Bei weichen Stängeln sollte das Loch mit einem Holz vorgebohrt werden. Ganz gut wachsen die Stecklinge auch in kleinen Gewächshäusern oder unter Folie. Bei vielen Kräutern ist die Stecklingsvermehrung einfacher als die Aussaat. Problemlos wurzeln z. B. Melisse, Lavendel, Pfefferminz, Rosmarin, Bohnenkraut oder Salbei. Eine weitere Möglichkeit der Vermehrung besteht bei einigen Pflanzen darin, die Kräuter zu teilen. Dafür sticht man zum Beispiel Schnittlauch ab und teilt die Pflanze einfach in mehrere Stückchen, samt dem Wurzelwerk natürlich, die man dann wieder an je eigene Plätze pflanzt, wo sie sich ausbreiten können.

 

Im Juli kann man auch dafür sorgen, dass man im Herbst und im Winter noch genügend Gemüse für die Küche hat. Lücken im Beet durch Ernte können bis August dazu genutzt werden, um Salat, Radieschen, Möhren, Dill, Petersilie, Knollenfenchel, Erbsen, Bohnen, Winterrettich, Kohlrabi, Spinat und Frühlingszwiebeln auszusäen und Fenchel, Winterlauch, diverse Kohlsorten und Steckrüben zu pflanzen, die früher allein den Speiseplan im Winter bestimmten.

 

 

 

August

 

August war und ist die traditionelle Erntezeit für Getreide. Außerdem kann man nun mittelfrühe Kartoffeln, Lauch, Zwiebeln, Sommerkohl und Hülsenfrüchte ernten, ebenso wie Zwetschken, Mirabellen, erste Äpfel und Sauerkirschen. Um den 15. August, Mariä Himmelfahrt, ranken sich viele Geschichten. Je nach Region wurden unterschiedlich zusammengesetzte Kräutersträuße gepflückt und in der Kirche geweiht. Zu den oft wilden Kräutern, die in so einen Strauß passten, gehörten Alant, Johanniskraut, Thymian, Baldrian, Eisenkraut, Wermut, Beifuß, Rainfarn, Schafgarbe, Königskerze und Kamille. Der Tee aus diesen geweihten Kräutern sollte besonders heilsam sein. Der August ist wie der Juli ein guter Monat zur Kräuterernte und auch zum Vermehren durch Stecklinge. Außerdem können nun Winterkräuter ausgesät werden. Dazu gehören Petersilie, Löffelkraut, Winterkresse, Winterportulak und Kümmel. Man kann sie dann bis weit in den Winter hinein ernten.

 

Wie auch im Juli ist es im August wichtig, angemessen zu gießen, den Boden zu lockern und das Unkraut immer wieder zu entfernen. Starkzehrer können mit Kräuterjauche, z. B. aus Brennnesseln, gedüngt werden.

 

 

 

September

 

In diesem Monat ist die zweite Heuernte fällig. Die Wiesen werden ein letztes Mal vor dem Winter abgemäht. Außerdem können Kartoffeln, Möhren, Lauch, Kohl, Bohnen und Kürbisse geerntet werden. Zwiebeln kann man aus dem Boden ziehen, aufgehängt trocknen und einlagern. Auch andere Kräuter können weiterhin geerntet werden. Es ist eine gute Zeit, um Bohnenkraut, Majoran und Liebstöckel für den Wintervorrat zu trocknen. Außerdem werden Obst und Nüsse reif: Äpfel und Birnen, Herbsthimbeeren, Walnüsse, Haselnüsse und Holunderbeeren sind nach und nach erntebereit.

 

Zudem haben viele Kräuter inzwischen Samen angesetzt, die man ernten, trocknen und für die Aussaat im nächsten Jahr aufbewahren kann. Besonders gut gelingt das bei Dill. Die Samen können, nachdem sie getrocknet wurden, lichtgeschützt und bei etwa 10 Grad in einem verschlossenen Marmeladenglas aufbewahrt werden.

 


Oktober

 

Im Oktober sind die meisten Beete abgeerntet. Dort kann man jetzt Gründünger aussäen. Rote Bete, Steckrübe, Knollensellerie, Rettich und Möhren können eingelagert werden und ernähren den Gärtner über den Winter. Die letzten Kräuter werden nun geschnitten. Wildrosen präsentieren die roten Hagebutten. Ein wenig Schnittlauch und Petersilie kann in Töpfe gepflanzt werden. Auf dem Fensterbrett wächst so immer etwas für die Küche. Die Winteräpfel sind reif und warten darauf, geerntet und kühl und trocken eingelagert zu werden. Im Herbst können neue Obstbäume, auch wurzelnackte Exemplare ohne Ballen, gepflanzt werden. Frostempfindliche Pflanzen wie Zitronenverbene und Rosmarin müssen vor dem ersten Frost ins kühle, aber frostfreie Winterlager gebracht werden. Laub sollte gefegt und kompostiert werden.

 

 

 

November

 

Im November geben Gemüse- und Kräutergarten immerhin noch Winterlauch und Grünkohl her. Dieser und Rosenkohl sollten erst nach dem ersten Frost und dann fortlaufend geerntet werden. Sie können den ganzen Winter über den Speiseplan bereichern.

 

Die abgeernteten Beete dürfen nun wieder bearbeitet werden. Meist reicht es, den Boden zu lockern und Mulch aus Laubschnitt und Gras aufzubringen. Es kann auch Kompost oder Mist untergearbeitet werden. Erntereste werden ebenfalls einfach untergegraben. Obstbäume, Beerensträucher und Rhabarber können noch gepflanzt werden. Der Winterschnitt für Obstbäume ist ebenfalls möglich.

 

 

 

Dezember

 

Nun herrscht der Winter über den Garten. Meerrettich und Pastinaken sind zur Ernte bereit, ebenso wie diverse andere Wintergemüse. Die Obst- und Gemüselager müssen wöchentlich kontrolliert werden, denn ein fauler Apfel kann den ganzen Korb anstecken. Der Winter ist gut geeignet um Anbaupläne fürs nächste Jahr zu schmieden. Aus den getrockneten Kräutern kann man allerlei Weihnachtsgeschenke wie Kräuterkissen basteln. Wenn es kräftig schneit, sollte man nicht nur daran denke, die Wege zu räumen, sondern auch Bäume und andere Pflanzen von der Schneelast zu befreien. Kümmel, Lavendel, Salbei und andere empfindlichere Kräuter sollten schon vor dem ersten starken Frost mit Kompost angehäufelt und mit Fichtenzweigen vor allzu viel Kälte geschützt werden.

 

Wer am 4. Dezember einen Kirschbaumzweig pflückt, kann damit rechnen, dass er am 24. Dezember, also am Heiligen Abend, blüht. Man nennt diese Zweige "Barbarzweige", weil der 4. Dezember der Tag der Heiligen Barbara, einer Märtyrerin und Nothelferin, ist.